Gartenschreiber
Wolfram Franke

Früh-Hochbeet

Frühbeet und Hochbeet: Beides braucht einen Rahmen, so dass ich es mit Mist bepacken und mit Kompost auffüllen kann. Der Rahmen fürs Hochbeet ist in der Regel höher als der fürs Frühbeet – andersrum gedacht: Aufs Hochbeet brauche ich nur noch Fenster zu decken – fertig ist das „Früh-Hochbeet“.

Kesseldruckimprägniertes Holz ist für den Sondermüll

 

  Da mir diesmal kein altes Holz zur Verfügung stand, habe mir Kanthölzer aus sägerauem Fichtenholz nach meinen Maßangaben zuschneiden und in meinen Kreativgarten liefern lassen. Ein Segen, dass man das noch kaufen kann, wo einem doch sonst allerorts der kesseldruckimprägnierte Baumarktschrott angedreht wird. Dabei ist es ein Trugschluss, dass kesseldruckimprägniertes Holz länger hält als unbehandeltes. Die Imprägnierung dringt nur wenige Millimeter tief ins Holz ein. Und gerade dort, wo die Holzteile mit feuchter und an Mikroorganismen reicher Erde zusammenkommen, wo Feuchtigkeit und Trockenheit, Wärme und Kälte einander abwechseln, „arbeitet“ das Holz, es dehnt und zieht sich wieder zusammen und bekommt mehr und mehr Risse. In die dringen, ungeachtet der Imprägnierung, Feuchtigkeit und mit ihr Mikroorganismen ein, die das Holz faulen lassen. – Mit Imprägnierung halten die Holzteile auch nicht länger als ohne. Sie sind nur wesentlich teurer. Und sie enthalten Schwermetalle, die in die Erde übergehen, wenn dieses Holz fault. Man kann es dann nur noch auf dem Sondermüll entsorgen.

Teurer als Fichte sind auch Lärchenholz oder gar Eichenholz. Sie halten einige Jahre länger. Ob es wirklich lohnt diese wertvollen Hölzer anstelle von Fichte für ein Hoch- oder Frühbeet zu verwenden, sei dahin gestellt.

Holzschutz mit Feuer

Bereits vor mehr als 30 Jahren erinnerte ich mich daran, wie früher die Bauern ihre Weidepfähle haltbar machten. Sie haben die angespitzten Enden so lange ins Feuer gehalten und angekokelt, bis sich eine schwarze Haut aus Holzpech bildete. Das machte die Spitzen nahezu immun gegen jede Angriffe von außen. Ich probierte damals diese Methode an Bohnenstangen aus, deren Füße ich 30 Zentimeter lang ins Feuer hielt. Die letzten dieser Stangen habe ich noch vor wenigen Jahren verwendet. Von oben ist im Lauf der Jahre ein Stück nach dem anderen abgebrochen, doch die angekohlten Spitzen blieben unversehrt.

Aus dieser Erfahrung heraus entfachte ich in meinem Kreativgarten ein Feuer und schob die Vierkanthölzer (6 x 8 cm)  nach und nach über die Flammen, bis sie von drei Seiten verkohlt waren, von den Auflageseiten (unten und oben) und der dem Inneren des Hochbeets zugewandten Seite, wo sie mit Erde in Berührung kommen. Dies war ein langer Prozess. Ich trug lederne Arbeitshandschuhe, um mir nicht die Finger zu verbrennen und musste mich mit einer Schutzbrille und Atemmaske vor Rauch schützen. Es war aber auch eine schöne, nahezu meditative Tätigkeit.


Ziegelsteine und Gewindestäbe

 

 Als Fundament hatte ich rundherum eine Reihe alter Ziegelsteine waagerecht ausgelegt. Die Hölzer hatte ich so bemessen, dass sich an den Ecken die langen Balken mit den kurzen der Stirnseiten abwechselnd überdeckten. An den Ecken habe ich sie durchbohrt und beim Aufschichten mittels Gewindestäben miteinander verbunden. Die Rückseite und die beiden Seiten habe ich mit zwei Balken (= 16 cm) höher aufgeschichtet als die nach Süden ausgerichtete Vorderseite. Die Maße meines Früh-Hochbeets: 2,45 x 0,9 x 0,8 (bzw. 0,96 cm der Rückwand und den Seitenwänden).


Schneckenkante

In etwa 24 Zentimeter Höhe legte ich eine Schneckenkante, in Form eines Gazedrahtgeflechts ein. Das ragt um sieben Zentimeter nach außen und ist im Winkel von 30 ° nach unten gebogen. So haben es Schnecken schwer an den äußeren Wänden empor zu kriechen und ins Innere des Beets zu gelangen.






Fensterrahmen selbst gebaut

Auch die Fensterrahmen habe ich selber angefertigt, und zwar aus Dachlatten und Vierkantleisten (1 x 1 cm). Maße der Fenster:

Da ich kein Altglas mehr hatte, ließ ich mir im Baumarkt Plexiglasscheiben passend zurechtschneiden. Die legte ich auf die von innen an den Rahmen befestigten Vierkantleisten und befestigte sie mir einer weiteren, auf die Scheiben gedrückte und geschraubte Vierkantleiste.

Die Rückseiten der Fenster versah ich mit Scharnieren, die ich an die hintere Kante des Holzrahmens schraubte. Eine Idee hatte ich mir in einem englischen Garten abgeschaut: Ich befestigte an der Rückwand des Hochbeets zwei senkrechte Hölzer mit einer Querstange. Daran wiederum nagelte ich vier Ketten so, dass sie über der Mitte der Fenster liegen. In die Forderkanten jedes Fensters schraubte ich einen Haken, an der ich die Kettenglieder einhaken kann. So kann ich die Fenster in jeder beliebigen Höhe lüften und benötige auch keine Ablagefläche, wenn ich sie ganz öffne.


Füllung wie Hoch- und Frühbeet 

Das innere füllte ich zunächst nach klassischem Hochbeetaufbau: Auf der gelockerten Sohle breitete ich eine dünne, zehn Zentimeter dicke Lage Laub aus, Darauf 30 cm dick bis auf Bleistiftlänge zerkleinertes Reisig, darüber eine Lage Grassoden mit dem Grün nach unten, darüber etwas von der ausgehobenen Gartenerde. Anschließend packte ich eine 30 cm dick frischen Pferdemist ins Beet, den ich mit den Füßen feststampfte, so wie es bei einem Mistbeet üblich ist. Darauf kam eine dünne Lage Gartenerde und 30 cm dick reifer Kompost. Ganz oben auf deckte ich eine weitere Lage fein gesiebten, mehrjährigen Kompost. Dann schloss ich die Fenster.


Ernte von April bis Sylvester

Nach zwei Wochen, im April begann ich mit der Aussaat. Ich säte verschiedene Kohlarten, Pflücksalat und Radieschen. Zwischen den Reihen ließ ich genügend Platz um nach den Eisheiligen Paprika, Chili und Peperoni zu pflanzen. Diese Pflanzen hatte ich im Gewächshaus vorgezogen. Sie waren noch klein als ich sie auspflanzte. Die Radieschen konnte ich bald ernsten, die heranwachsenden Kohl- Kohlrabi und Salatsämlinge konnte ich bald auf die Gartenbeete pflanzen 

Die verbliebenen Paprika, Chili und Peperoni gediehen prächtig und lieferten reichlich viele Früchte bis in den September hinein. Nachdem ich sie abgeerntet hatte, pflanzte ich Endivien von den Gartenbeeten für die Winterernte hinein. Vor dem ersten Schnee ließ ich die Fenster so weit herunter, dass die Endivienköpfe vor dem Schnee bewahrt blieben. Die letzten erntete ich zu Sylvester

So hat sich mein Hoch-Frühbeet im ersten Jahr bestens bewährt. In diesem Jahr 2018 dient es zunächst wieder der Anzucht von Salaten und Kohl. Danach sollen Möhren, Zwiebeln, Schwarzwurzeln und anderes Wurzelgemüse den Schwerpunkt bilden.