Grüne Gentechnik – wozu?
Vor mehr als 40 Jahren begann ich an der Staatlichen Ingenieur-Akademie (später Fachhochschule) Gartenbau, später Landespflege zu studieren. Im 1. Semester, in der Vorlesung „Pflanzenschutz“ sagte der junge Dozent (heute Professor), man müsse in den Dritte-Welt-Ländern nur mehr Chemie einsetzen, dann könne man den Hunger der Menschen sehr schnell besiegen. – Bis heute hat sich diese Aussage nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Gerade dort, wo all die Pestizide, die hierzulande längst verboten sind, am massivsten eingesetzt werden, ist die Not noch immer am größten. Heute heißt das Zauberwort: Gentechnologie. Gemeint ist die grüne Gentechnologie. Über die ist sehr viel Verwirrendes im Umlauf. Steckt da vielleicht eine Absicht dahinter?
Verwechslung mit F1-Hybriden
Nicht selten wird die Grüne Gentechnik mit der Züchtung von F1-Hybriden verwechselt. Doch das ist etwas anderes. Um dies alles zu verstehen, sollten wir uns vor Augen halten, wie Pflanzen überhaupt generativ, also durch Samen, sortenrein vermehrt werden. Zur grünen Gentechnik werden von deren Befürwortern einige Verharmlosungen, wenn nicht sogar gezielte Lügen verbreitet.
Der Bazillus thuringiensis
Die erste ist der Hinweis auf den Einsatz des Bazillus thuringiensis im Biologischen Land- und Gartenbau. Dort wird er rein äußerlich auf den Mais gespritzt. In der Grünen Gentechnologie wird ein Gen dieses Bazilluns in die Gene des Maises eingeschleust. Es ist dann in allen Teilen der Maispflanzen enthalten, vor allem auch im Pollen. Da vielen der Unterschied zwischen dem äußerlichen Einsatz des Bazillus thuringiensis und der genetischen Veränderung des Maises nicht klar sein dürfte, kann ich diesen Verweis nur als gezielte Verharmlosung und Irreführung verstehen.
Windbestäuber
Eine weitere Irreführung: Der Mais sei doch ein Windbestäuber, da gingen die Bienen doch gar nicht dran. – Und doch stellte man im Honig des Imkers Karl-Heinz Bablok Genmais-Pollen fest. Ob die Bienen trotz der Windbestäubung auf den Mais fliegen oder ob die Blüten benachbarter Pflanzen durch den Maispollen kontaminiert werden, ist unerheblich. Tatsache ist, dass der Genmais-Pollen in den Honig gelangt ist und der Imker seine Ernte eines ganzen Jahres vernichten musste.
Schindlunder mit dem Hunger in der Welt
Und schließlich die Lüge, dass mit Grüner Gentechnik der Hunger der Welt gelindert wird. Hierzu ist folgendes anzumerken:
Längst ist bekannt, dass es auf der Welt keinen Mangel an Nahrungsmitteln gibt, sondern die Nahrung aufgrund von Spekulationen ungleich verteilt und zum Teil vernichtet wird. Wozu brauchen wir da noch die Gentechnik?
Dank vieler Profizüchter, Hobbygärtner und einiger ökologisch arbeitender Saatgutfirmen gibt es noch immer tausende hervorragender alter Gemüsesorten von nahezu jeder Art. Sie sind samenfest und lassen sich leicht selber durch Saatgut vermehren. Man kann sie übers Internet bei den Züchtern selbst, den Firmen oder Saatgutvereinigungen bestellen, in Deutschland z. B. VEN, VERN, Bingenheimer Saatgut und Dreschflegel, in Österreich Arche Noah und Reinsaat. Und dann ist es am besten, möglichst viel von dem selbst gewonnenen Saatgut über den Gartenzaun hinauswachsen zu lassen ...
Mein kleines Saatgutarchiv in Filmdosen, Tintenfässern und Schraubgläsern. Darin bewahre ich alljährlich gewonnenen Samen alter Gemüsesorten auf.
26. August 2014